Diskrete Schwangerschaften

Il Pontormo, Visitazione, 1528-29. Gemeinfrei, Quelle: Wikipedia

Dieses Meisterwerk des italienischen Manierismus zeigt vier Frauen – nein, doch nur zwei. Maria und Elisabeth begegnen sich, umarmen sich, während ihre Doppelgängerinnen uns BetrachterInnen anschauen. Worum geht es bei der Heimsuchung? Maria besucht ihre Verwandte Elisabeth, die selber – in ihrem hohen Alter!- mit dem späteren Johannes dem Täufer schwanger ist, um anzukündigen, dass sie den Sohn Gottes im Leib trägt (Lukas 1, 39-56). Doch nichts an der Physiognomie der Frauen weist darauf hin, dass sie mit Kind sind. Der schwangere Körper wird unter den übertrieben voluminösen Gewändern verborgen. Warum?

Die Heimsuchung ist ein in der westlichen Kunst wiederkehrendes christliches Motiv. Doch kaum ein Gemälde weist deutlich auf das Potenzial des weiblichen Körpers darauf hin, ein Kind zu gebären. Als ob abgerundete Bäuche obszön wären (das Verbotene wird nicht gezeigt).

Wie lange hat dieser Schamgefühl das Empfinden der Frauen (und Männer) in der westlichen Welt beeinflusst? Seit wann werden runde Bäuche mit Stolz und Freude getragen, sogar beneiden? Die Sache veränderte sich stark in den 70er Jahren, würde ich behaupten, vielleicht gerade wenn die Frauen entscheiden durften, wann sie gebären möchten.

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